Manch einer kann heute mit den Rauhnächten nichts mehr anfangen – es ist die Zeit zwischen dem 21.12./25.12. (je nach Überlieferung) und dem 06.01., die Zeit „zwischen den Jahren“. Ich lade dich ein, mit mir auf eine Reise zu dir selbst zu gehen und diese Zeit der Sagen und Mysten mal neu zu interpretieren, sodass sie auch auf unsere heutige Zeit passt.
In der Mythologie heißt es, dass in dieser Zeit die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt sind und die Grenzen der Welten verschwimmen. Verbindungen zu Ahnen, Naturwesen und Engeln sind nun leichter möglich als im übrigen Jahr. Wobei dies auch Gefahren birgt, denn es können böse Mächte in diese Welt treten und Unglück über uns bringen. Wie zum Beispiel die „Wilde Jagd“. Das sind Verstorbene, die vor ihrer eigentlichen Lebenszeit von uns gegangen sind und nun durch die Lande ziehen. Deshalb gab es noch für unsere vorangegangenen Generationen bestimmte Regeln und Riten, an die man sich zu halten hatte. Eine heute noch bekannte Regel: Man hat seine Wäsche in dieser Zeit nicht zu waschen, weil die Wilde Jagd sich darin verfangen könnte und Unruhe und Unglück bringen könnte.
Bevor das Licht am 21.12. wiederkommt (der Tag ist in der längsten Nacht nur um die 8 Stunden lang hell!), bereiten wir uns mit dem Advent (lat. adventus: Ankunft) auf das stärker werdende Licht vor.
In den darauffolgenden Tagen und Wochen findet der Paradigmenwechsel statt für ein neues Jahr. Wir schauen nach hinten und stellen fest, was sich ändern sollte und was gut gelaufen ist. Im nächsten Mondzyklus von 28 Tagen wird das Neue eingeübt und ständig wiederholt, damit es sich in unserem Leben etablieren kann…
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Wie du schon hören kannst, sind die Rauhnächte eine ganz besondere Zeit des Jahres. Zwischen Weihnachten und Sylvester ist die Zeit, das alte Jahr abzuschließen, das neue Jahr zu begrüßen, sich nach innen zu wenden und in die Stille zu gehen. Denn wenn du ab dem 21.12. in die Natur gehst, wirst du bemerken, wie still und ruhig es dort draußen gerade ist. „Stille Nacht, heilige Nacht… Still ruht der See…“ singen wir in der Heiligen Nacht. Besser ausdrücken kann man den Zustand der Natur wirklich nicht! Und der Mensch gehört zur Natur. Nur leider setzen wir uns immer mehr drüber hinweg und übergehen diese natürlichen Gesetze. Jetzt gerade heißt es: Energie tanken für das nächste Jahr, denn „Kein Hoch ohne eine Tiefe, kein Hervorschnellen ohne den Rückzug!“. Hast du mal beobachtet, wie Bogenschützen Kraft vom Bogen auf den Pfeil bekommen? Sie ziehen den Pfeil so weit wie möglich in die entgegengesetzte Richtung und halten ihn dort fest. Stille. (Aus-)Halten. Erst dann kann er in die gewünschte Richtung losschnellen! Genauso ist es auch „im wahren Leben“! Wir müssen Kraft auftanken, uns besinnen, zu uns zurückfinden, um im Außen später wieder Leistung erbringen zu können. Und das wird uns am allerbesten in den Tagen gelingen, in denen sich die Natur am tiefsten ich sich selbst zurückgezogen hat.
Laden wir jetzt unseren Akku auf, dann haben wir für die nächsten Aufgaben genug Kräfte gesammelt. Wir haben viel Energie und der Winter kann so richtig kommen. Vielleicht trifft uns jetzt die nächste Grippewelle nicht so stark, wir sind nicht so anfällig. Im neuen Jahr dann ist die Zeit, sich um die Allergien zu kümmern, die im Frühjahr ganz bestimmt wieder kommen… Wir dürfen in dieser Zeit achtsam und wärmend essen (zum Beispiel Wild oder dunkles Geflügel, Rothkohl oder andere Kohlsorten, sogar Grillen wäre eine gute Idee, Raclette,… Aber halte dich ein wenig mit Milchprodukten zurück, das würde den Körper wieder zusätzlich belasten!) und somit den Ausklang des Jahres dankbar begehen.
Aber was kann ich sonst noch tun, um wieder zu mir zurückzufinden? Schön, dass du fragst, das ist eine sehr gute Frage!
Während der Rauhnächte gibt es für uns die Möglichkeit
Rückschau zu halten: Was ist gut gelaufen im vergangenen Jahr? Was kann ich im nächsten Jahr verbessern? Wer ist mir in diesem Jahr begegnet? Wer davon passt zu mir und wer nicht? Bin ich mit dem Jahr zufrieden? Wie habe ich mich verhalten? Gibt es Situationen, in denen ich mich anders verhalten könnte? Wo stehe ich eigentlich? War ich häufiger krank und falls ja: woran könnte das liegen?
Vorschau betreiben: Wo möchte ich eigentlich hin? Was möchte ich erreichen? Darf es so weiter gehen oder möchte ich grundlegend etwas verändern? Was benötige ich dafür? Brauche ich Hilfe? Beratung?
Meditation: Mindestens 1-2 Mal täglich 30 Minuten in Stille den eigenen Gedanken zuzuhören, sich selbst zu beobachten und über die vorangegangenen Fragen nachzudenken helfen, sich auf sich selbst zu besinnen. Bei sich selbst sein. Kraft schöpfen. Dadurch leben wir konform mit den vorherrschenden Energien der Stille, Starre und Zurückgezogenheit. Laut der TCM hat nun die Wandlungsphase Wasser und das Yin die Oberhand. Wasser ist in seiner natürlichen Form immer kalt. Es ist beständig, formt seine Umgebung in Beharrlichkeit („Steter Tropfen höhlt den Stein“). Wir sollten beharrlich bei uns sein, uns zurückziehen, neue Kraft tanken. Und lernen, uns selbst auszuhalten, ganz ohne Ablenkung.
Räuchern: Das Räuchern war früher ein Ritual, um böse Kräfte aus dem Haus zu halten oder auszutreiben. Dabei ist man mit einer Räucherschale und dem Räuchergut durch das gesamte Haus und auch die Ställe gegangen und hat die Wohnstatt geräuchert. Heute wissen wir, dass diese reinigende Wirkung des Räucherguts tatsächlich auch desinfizierend auf die Räume wirkt. Dabei kommt es auch oft darauf an, was wir eigentlich verwenden. Nach einem Räuchervorgang können sensible Menschen erspüren, dass sich die geräucherten Räume völlig anders, frei und rein anfühlen. Ich persönlich empfinde eine Kombination aus Weihrauch, Salbei und Heiligem Holz auf einem Kräuterkissen recht angenehm. Wem das zu viel ist, dem empfehle ich Räucherstäbchen aus Japan. Diese dünnen Stäbchen sind feiner verarbeitet und riechen auch genauso fein.
Ordnung schaffen: Wenn uns viele Dinge im Raum den Weg versperren und durcheinander rumliegen, sieht es aus, als wäre eine Horde Wilder durch die Wohnung gejagt. Wir haben meist auch im Kopf - in unseren Gedanken - eine ähnliche Unordnung wie in unserem Umfeld. Um Klarheit in unser Leben zu bringen ist das Aufräumen und die Reinigung unserer Wohnung eine gute Idee damit ein entspannter Start ins neue Jahr garantiert ist.
Ein Licht ans Fenster oder die Tür stellen: Nicht nur, dass es schön ist, wenn wir nach Hause kommen und jemand anderes uns schon ein Lichtchen vor die Haustür gestellt hat. Damit zeigt er uns, dass er uns voller Vorfreude erwartet. Wenn wir ein Lichtchen ans Fenster stellen, dann ist das ein Hoffnungsstrahl in der Finsternis. Und es steht auch für den eigenen Funken des Lichts in uns. Das eigene Lebenslicht. Denke mal daran, wie sehr die Augen eines Menschen strahlen, der von etwas erzählt, was er gerne macht! Hier kannst du sehr klar diesen Lichtfunken des Lebens erkennen! Vielleicht möchte uns dieses Lichtchen auch daran erinnern, wofür wir da sind. Womit können wir Licht ins Dunkel bringen? Wozu sind wir geboren? Hegen und pflegen wir unseren eigenen Lichterfunken?
Auch sehr schön: Dekoriere deine Wohnung gemütlich mit Lichtern, Kerzchen und weihnachtlicher Deko und mache es dir wohlig und behaglich.
Wäsche nicht waschen: Früher war das Waschen mit dem Waschbrett schwere Arbeit. Hier gab es die Vorstellung, dass sich die Wilde Jagd in der aufgehängten Wäsche verfängt. Vielleicht können wir das auf uns heute so übertragen, dass wir in dieser Zeit mal alles an schwerer Arbeit liegen lassen und uns um uns selbst kümmern. Im neuen Jahr ist sicher eine neue, frischere Energie des Aufbruchs da, in der man Unerledigtes mit mehr Enthusiasmus und Kraft erledigen kann… Wenn wir uns erfolgreich regeneriert haben…
Zeit, in der die Tiere sprechen: Früher hat man gesagt, dass vor allem in der Heiligen Nacht die Tiere sprechen können. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir zu Hause immer gesagt haben, dass unsere Wellensittiche in dieser Nacht anfangen zu quatschen… Aber Vorsicht! Hört man ihnen zu, kann das tödlich enden! Aber anstatt zu viel auf andere zu hören, können wir doch endlich mal üben, auf unsere eigene Stimme zu hören. Was sagt mein Bauchgefühl? Was mein Herz? Gibt es eine Herzensangelegenheit, die ich lösen möchte? Was benötige ich dazu? Jetzt?
Träume: In diesen Nächten sollen sogar die Träume Botschaften sein und ein Hinweis auf den zugeordneten Monat sein. Vielleicht geht in diesem Monat des nächsten Jahres etwas in Erfüllung?* Führe über deine Träume mal ein Tagebuch und vergleiche im Laufe des Jahres, was davon eingetroffen ist – so oder ähnlich.
Orakeln: Viele kennen das Lesen des Kaffeesatzes oder des Bleigießens an Sylvester.
Kummer verbrennen: Um die Sorgen aus dem alten Jahr loszulassen hilft es, sie auf einen Zettel zu schreiben und sie in einer Feuerschale zu verbrennen. Mache ein kleines persönliches Ritual daraus!
Natur genießen: Die Natur ist nun auch auf ihrem Nullpunkt angelangt und ist still und starr. Nimm die kalte, klare Luft wahr, sauge sie tief in dich ein. Umarme einen Baum. Höre das Rauschen der Baumwipfel. Mache ausgedehnte Spaziergänge. In den letzten Jahren habe ich schon in dieser Zeit die ersten Vögel ganz leise zwitschern gehört, so als ob sie das neue Jahr verhalten begrüßen wollten. Wie fühlt sich der Boden unter deinen Füßen an? Nimm das alles wahr.
Tun, was dich glücklich macht: Sei es eine Tasse Tee, ein Bad, ein Lichtchen, eine Meditation. Genieße Zeit mit dir alleine…. und mit deinem Partner.
Dankbar sein. Du kannst dich aber auch mit anderen Menschen treffen, sie beschenken, ihnen für das vergangene Jahr danken, ihnen deine Zuneigung zeigen, ihnen sagen, warum sie dir wichtig sind. Sei froh, dass du sie hast und zeige es ihnen, umarme sie, herze sie.
Wünsche formulieren: Was wünschst du dir aus tiefem Herzen? Ganz gleich, was andere davon halten könnten, es ist dein ureigener Wunsch, der nun wichtig ist. Schreibe all deine Wünsche auf, falte den Zettel zusammen und bewahre ihn sicher auf. Wann immer du daran denkst, entfalte ihn und lies ihn dir wieder durch.
Es ist nicht wichtig, dass dich alles anspricht, was ich hier beschrieben habe. Wenn du dich um ein oder zwei Punkte regelmäßig kümmerst, hast du schon viel für dich selbst getan.
Und was ist, wenn ich arbeiten muss in dieser Zeit? Nun, dann nimm dir noch bewusster Zeit für dich. Stehe zum Beispiel 15 Minuten früher auf und meditiere für dich, falls du das nicht sowieso schon tust. Oder lasse mal zwischendurch das Fernsehen aus und genieße diese Zeit ohne die Berieselung von außen. Schenke dir ganz bewusst Zeit für dich selbst. Suche dir 1, 2 dieser Tipps aus dieser Liste aus und mache sie für dich sehr bewusst! Zum Beispiel für Begegnungen/Menschen in diesem Jahr dankbar zu sein, geht ohne großen Zeitaufwand. Oder ganz bewusst auf deine innere Stimme zu hören…
Komm gut ins neue Jahr!
Deine Anja Keukert
*Die Zuordnung der Tage erfolgt ab dem 25.12. Dieser steht für den Januar des Folgejahres, der 26.12. für den Februar und so weiter bis wir am 06.01. im Dezember angekommen sind. Träume, Begebenheiten und Wetter wurden früher schon immer an diesen Tagen notiert und sollten Hinweise darauf geben, was im nächsten Jahr alles auf uns zukommen könnte. Sozusagen ein „Orakel-Kalender“.
Quellen: Räuchern zu heiligen Zeiten (Hannelore Kleiß), Das Geheimnis der Rauhnächte, Ein Wegweiser durch die zwölf heiligen Nächte (Jeanne Ruland)
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